Inhalt
- Die Probleme bei der Impfregistrierung
- Die Probleme der Telefonzentralen
- Das Problem der Versorgung mit neuen Impfdosen
- Fazit
Mit der Social-Media-Kampagne „Deutschland krempelt die #ärmelhoch“ ruft die Regierung im Dezember 2020 bundesweit zur Beteiligung an der flächendeckenden Impfung auf. Die Zeichen für einen erfolgreichen Verlauf der Kampagne stehen gut: Ein offizieller Impfplan ist festgelegt, der BioNTech/Pfizer-Impfstoff hat die europäische Zulassung erhalten, Impfzentren stehen und Telefonzentralen sowie Online-Portale zur Terminvereinbarung sind oder werden eingerichtet.
Am 27. Dezember 2020 beginnen alle Bundesländer mit der Verabreichung des Impfstoffes. Offizielle Teams fahren in Altenheime, um die dortigen Bewohner zu immunisieren. Fernsehsender strahlen Bilder der ersten geimpften Senioren aus, welche die Bevölkerung dazu aufrufen, ebenfalls das Impfangebot zu nutzen, damit wir möglichst schnell zur Normalität zurückkehren können. Zu Beginn scheint die Kampagne Wirkung zu zeigen: Erklärten sich im November 2020 nur 36 Prozent der Bevölkerung zur definitiven Impfung bereit, sind es Mitte Januar schon 63 Prozent. Ende Januar begannen schließlich die Impfung der Bevölkerung außerhalb der Seniorenheime. Doch etwas mehr als einen Monat nach dem offiziellen Start der Kampagnen sieht man in vielen Gesichtern nur drei Dinge: Fragezeichen, Zorn und Resignation. Welche Probleme einem geregelten Vorankommen der Impf-Kampagne im Weg stehen, wollen wir hier zusammentragen und erläutern.
Von 404 Error bis False Redirect – Die Probleme bei der Impfregistrierung
Für eine erfolgreiche Umsetzung des Impfplans ist die Bundesregierung auf eine Vorabregistrierung der Bevölkerung angewiesen, denn eine Prüfung zur Impfberechtigung kann nicht vor Ort stattfinden. Schon früh legte sich die Bundesregierung daher auf die Einrichtung von Webseiten fest, welche der Bevölkerung die Möglichkeit geben sollten, sich für die Impfung zu registrieren und Termine zu buchen. Die Verwaltung dieser Webseiten wurde den Kassenärztlichen Vereinigungen der Bundesländer übergeben. Folglich waren die Herangehensweise und Umsetzung dieser Registrierungsportale nicht einheitlich geregelt.
Die meisten Bundesländer nehmen Registrierung und Terminvergabe in einem Schritt vor. Dies führte, von Beginn an, übergreifend zu Abstürzen der Portale, da die dafür eingerichteten Server die schiere Anfragenflut nicht bewältigen konnten. Mit zeitweise 60.000 Klicks pro Stunde, waren die Webseiten schlichtweg überfordert. Bayern bedient sich stattdessen einem Prozess in zwei Schritten: Im ersten Schritt kann sich der Bürger für die Impfung registrieren, wobei er seine Kontaktdaten hinterlässt. Im zweiten Schritt wird der Bürger kontaktiert, wenn Impftermine zur Verfügung stehen. Dies mindert die Last der Server, da Terminkalender nicht live aktualisiert werden müssen.
Neben solchen, zu erwartenden, Problemen traten hingegen bundesübergreifend auch andere Fehler auf. So berichteten Nutzer dem SWR, dass sie Ihre Kontaktdaten zwar eingeben konnten, doch im Anschluss wieder an den Anfang des Protokolls gelangten, statt sich einen Termin geben lassen zu können. An anderer Stelle beschwerten sich Nutzer im Portal der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) und Westfalen-Lippe gleichermaßen darüber, dass sie zwar einen Erst- jedoch keinen Zweittermin zur Impfung erhalten hätten. Dieser ist jedoch für die Manifestation der Impfwirkung unerlässlich. Während meiner Recherche zu diesem Artikel wollte ich eine offizielle Pressemitteilung der KVNO einsehen, welche auf der Seite des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalens veröffentlicht wurde. Leider ist die dazugehörige Webseite mit einem 404 Error nicht hinterlegt.
Allgemein äußert die Bevölkerung Unmut über die Komplexität der Anmeldung. Senioren sind vielerorts auf Hilfe angewiesen. Vielerorts unterstützen Angehörige Ihre Lieben gehobenen Alters, damit sie schnell einen Termin zur Impfung bekommen. Gerade im Hinblick auf die Virusmutationen aus Afrika, Brasilien und dem Vereinigten Königreich haben Menschen Angst vor den schweren Krankheitsverläufen. Doch nicht alle Senioren können auf die Hilfe von Familie und Pflegekräften hoffen, welche bei der Registrierung zur schützenden Impfung unterstützen. Alternativ stehen der Bevölkerung Telefonzentralen zur Verfügung, welche die Registrierung vornehmen können, doch auch diese Möglichkeit weist Gründe zur Verzweiflung auf.
Ständig besetzt – Die Probleme der Telefonzentralen
Viele Senioren greifen lieber auf das Telefon zurück, statt sich im Internet zu registrieren, da ihre Generation nicht mit der Plattform vertraut ist. Leider frustriert auch diese konventionelle Alternative die Nation. Über die vielfältigen Komplikationen berichtet unter anderem die Marburger Zeitung. Während die einen immer wieder das Besetztzeichen zu hören bekommen und während der Geschäftszeiten kein Durchkommen ist, warten die anderen über Stunden geduldig in der Warteschleife, welche, nach langem Warten, plötzlich auflegt. Dies erkennen auch die zuständigen Behörden, welche das Personal aufstocken und die Geschäftszeiten verlängern. Zusätzlich wird dazu aufgerufen auch die Randzeiten in den Abendstunden oder am frühen Morgen für die Registrierung zu nutzen. Ob diese noch jungen Maßnahmen Wirkung zeigen, lässt sich nur erhoffen, doch auch nach erhaltenem Termin kann man noch nicht davon ausgehen, auch tatsächlich geimpft zu werden.
Impfstoffe sind rar – Das Problem der Versorgung mit neuen Impfdosen
Wenn kein Impfstoff vorhanden ist, kann auch niemand geimpft werden. Wie der Spiegel berichtet, unterschätzen viele die Komplexität der Herstellung von medizinischen Stoffen, die Fragilität der Lieferketten und den Aufwand der Sicherheitsmaßnahmen. Die Produktion eines Impfstoffes unterliegt, wie auch die Sicherheit des Stoffes an sich, strengen Auflagen und Vorschriften. Bevor eine neue Produktionsstätte betrieben werden kann, müssen zunächst Abläufe optimiert und die Sicherheit des Ablaufes geprüft werden. Beispielsweise muss gesichert sein, dass die Impfdosen nicht während der Produktion und Abfüllung durch Fremdstoffe kontaminiert und dadurch unbrauchbar werden. Bis eine solche Anlage vollumfänglich produzieren kann, können demnach Monate verstreichen. Die Konsequenzen dieser Umstände gehen soweit, dass Pharmakonzerne wie Sanofi oder auch die Beyer AG ihre lizenzierten Produktionsstätten für Konkurrenzunternehmen freigeben, damit die Versorgung mit den so wichtigen Impfstoffen gewährleistet werden kann (während ihre eigenen Impfstoffe noch nicht freigegeben sind). Zusätzlich gibt die Ständige Impfkommission (StiKo) den Wirkstoff des Hersteller AstraZeneca nicht für die Gesellschaftsgruppe 65+ frei und dies trifft genau die Menschen, welche gerade am dringendsten auf die Impfung angewiesen sind.
Die Versorgungslücke der Impfstoffe trifft die gesamte Gesellschaft. Senioren müssen am Empfang der Impfzentren vertröstet werden, da es keinen Impfstoff gibt, um ihre Impfung wie geplant durchzuführen. Das Gleiche gilt für das Klinikpersonal. Schwestern, welche mit uns direkt in Kontakt traten, gaben an, bereits das dritte Mal nicht wie geplant geimpft worden zu sein. Es bleibt demnach nur zu hoffen das mehr Präparate zur Impfung zugelassen und mehr Fabriken zur Produktion freigegeben werden. Für viele bleibt jedoch fraglich, wie genau die Vakzine in unserem Körper wirken.
Fazit – Eine Entwicklung muss stattfinden
Fakt ist, dass es an einer Vielzahl von Stellen zu Problemen gekommen ist. Jedoch muss man auch berücksichtigen, dass das System unter extremem Zeitdruck errichtet wurde. Bis heute, Ende Februar, können sich Bund und Länder nicht auf eine zentralisierte Lösung einigen. Dies liegt zum einen daran, dass in allen Ländern leicht unterschiedliche Infrastrukturen gegeben sind, zum anderen aber auch daran, dass alle Länder eine eigene Regierung mit eigener Philosophie haben. Die Vergangenheit kann man nicht ändern, doch man kann aus den Fehlern Lehren ziehen und das System für die Zukunft verbessern. Fehlerquellen werden mit der Zeit eliminiert und Prozesse beschleunigt. Es bleibt nur zu hoffen, dass diese Veränderungen schnell eintreten.